Der Kaiser von Atlantis I Opera stabile der Hamburgischen Staatsoper
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Musikalische Leitung: Bruno Merse
Regie: Nina Kupczyk
Bühne: Nina von Essen
Dramaturgie: Wolfgang Haendeler
Choreographie: Sven Niemeyer
Mit: Ralph Jaarsma (Kaiser Overall), Christian Senger (der Lautsprecher), Till Schultze (der Tod), Tadahiro Masujima (Harlekin), Mindaugas Jankauskas (ein Soldat), Katerina Fridland (Bubikopf, ein weiblicher Soldat), Svitlana Slyvia (der Trommler)
Es spielt die Camerata Hamburg
Entstehungszeit- und -ort der Oper – das Konzentrationslager Theresienstadt im Jahre 1943 – weisen den „Kaiser von Atlantis“ als Ausgeburt der Schrecken aus, die die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in der Vernichtungsmaschinerie des „Holocaust“ heimsuchten – darunter auch seine beiden im KZ ermordeten Schöpfer, der Komponist Viktor Ullmann und dessen Textdichter Peter Kien.
Doch deren tragisch-komischer „Spiel“-Mix aus Lehrstück, Politrevue und Mysterienkult verweigert sich in der Inszenierung von Nina Kupczyk jeder Betroffenheits-Correctness und stellt Fragen nach Schuld, Widerstand, Erlösung und (Selbst-)Opferbereitschaft, die bei aller symbolischen Überhöhung von Krieg und Vernichtung zuerst eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst einfordern: eine Erkundung des rechten Lebens in den Zeiten des Wahnsinns.
(…) Als totales, raumgreifendes Theater hat Regisseurin Nina Kupczyk die Oper inszeniert, mit dem Adolf Hitler gemeint ist, in dem aber jeder Diktator zu erkennen ist.
(…) Der ganze Raum der opera stabile wird Bühne für dieses Stück, das so kunstvoll gewitzt Kunst gegen die Unmenschlichkeit setzt. Hörenswert, sehenswert, großes spannendes Theater mit furchtbarer Geschichte auf kleiner Bühne.“ (…)
NDR/ Hamburg Journal, Peter Gehrkens
„Atmosphärische Dichte“
(…) „Es müssen nicht immer wagnersche Dimensionen sein, um einen eindrucksvollen Opernabend zu erleben. (…) Eine Leistung, von der sich manch gestandener Bühnenprofi eine Scheibe abschneiden könnte. Da ist keine Geste, kein Gesichtsausdruck dem Zufall überlassen. (…) Von den zwei überlieferten Schlussszenen hat sich die Regisseurin für die Fassung entschieden, in die Läuterung des Kaisers nicht stattfindet. (…) Eine kluge Wahl. So bleibt Ullmanns Botschaft klar formuliert.“ (…)
Das Opernnetz, Nicolas Furchert
(…) „Es gibt doch noch ernst zu nehmendes Musiktheater in dieser Stadt.
(…) „Nina Kupczyk gelingt eine unheimlich dichte und eindringliche Einrichtung, nicht zuletzt durch die Platzierung des Publikums auf Sitzquadern mitten im Spielraum. Die Untoten geistern um die Besucher herum, der Kaiser thront auf einem elektrischen Stuhl, und aus dem umgebenden Kabelnetzwerk (Bühne: Nina von Essen) scheint es kein Entkommen zu geben. Mit messerscharfer Prägnanz exekutiert die Hamburger Camerata unter Bruno Merse die komplexe, szenisch-gestische Musik – wahrhaft aufwühlend!“ (…)
Hamburger Morgenpost, Christoph Forsthoff
„Geschäftsmann erdrosselt den Tod“
(…) „Wir sollten uns den Namen Nina Kupczyk merken. Die junge Regisseurin hat als Diplomandin des Fachs Musiktheaterregie der Theaterakademie Hamburg Victor Ullmanns im Konzentrationslager Theresienstadt 1943 geschriebene Oper „Der Kaiser von Atlantis“ inszeniert. Als Koproduktion mit der Staatsoper hatte die im Original weniger als eine Stunde dauernde Legende in vier Bildern in der Opera stabile Premiere – durchweg packend, bildlich bezwingend, musikalisch exquisit.“ (…)
Die Welt, Monika Nellissen
Foto Credit: Steffen Gottschling